Regler mit brauchbarem HV-BEC waren vor einigen Jahren noch fast ein Ding der Unmöglichkeit. Mittlerweile ist die Auswahl aber größer geworden. HEPF hat nun mit der IBEX BEC Reglerserie noch einen draufgesetzt und kompakte Regler entwickelt, die neben den gewohnten Funktionen noch viele Extras mitbringen.
Aber der Reihe nach. Ein Brushless-Regler soll vor allem eines - einen Bürstenlosen DC-Motor antreiben und zuverlässig steuern. Diese Aufgabe meistern eigentlich alle modernen Regler, die heute am Markt sind. Daher wird darauf in diesem Bericht nicht weiter eingegangen sondern die Besonderheiten aus der Sicht eines (Elektro-) Seglerpiloten betrachtet.
BEC
Dann wäre da noch das BEC. Das soll der Bedeutung nach (Battery Eliminating Curcuit) einen Empfängerakku nachhaltig eliminieren. Heutige Modelle sind jedoch mit zahlreichen, kräftigen Servos bestückt, was die Anforderungen an das BEC hoch setzt. Mit einem Dauerstrom von 12A (55-85A Reglertypen) bzw. 15A beim 115A/155A Typ. Die Spitzenströme (2s Impulslast) liegen bei 25A bzw 30A. Das sollte auch für anspruchsvolle Modellkonfigurationen ausreichen.
Die BEC-Ausgangsspannung ist einstellbar von 5,5V bis 8,4V in 0,1V Schritten.
Telemetrie
Regler die Antriebsdaten wie Strom, Spannung, Drehzahl usw. erfassen und an das RC-System weiterleiten sind bisher noch rar gesät. Hier gibt sich der IBEX-Regler multilingual, denn er kann die Telemetriewerte an die wohl verbreitetsten System weitergeben. Dies sind:
- Jeti Duplex EX
- Multiplex MSB
- Futaba S.Bus2
- Graupner Hott
- PowerBox P2Bus
- Spektrum SRXL2™.
Letzteres ist in einer separaten Firmware implementiert. Also muss entweder das Modell mit Spektrum-Telemetrie geordert werden oder der Regler mit dem MAV-Manager mit der entsprechenden Firmware versehen werden. Hierzu ist löediglich ein USB-Seriell-Wandler erforderlich, wie er auch zum Firmware-Update von Empfängern etc. verwendet wird.
Es werden folgende Werte ausgegeben: Spannung, Motorstrom, Kapazität, Drehzahl, Leistung (Prozent), Temperatur, Status. Sofern der optionale MotorID Chip angeschlossen ist wird zusätzlich noch die Motor-ID und die Temperatur ausgegeben. Hier empfeihlt sich, den Sensor am Motor anzubringen, damit die Motortemperatur überwacht werden kann.
Bei der Strommessung wurde leider ein Kompromiss eingegengen, der speziell E-Seglerpiloten, die einen Akku über mehrere Flüge oder gar Tage nutzen nicht gefällt. Die Strommessung greift nur bei eingeschaltetem Motor. Damit haben diejenigen, die den Antrieb nur als Aufstiegshilfe oder Absaufversicherung nutzen das Problem, dass sie nicht wirklich wissen, was im Antriebsakku noch an Kapazität vorhanden ist. Der BEC-Strom wird auch nicht direkt gemessen. Das kann wiederum der Voltario T60 bzw. eine CentralBox. Problem ist hier nur die unterschiedliche Spannungslage, sodass der verbrauchte Wert (mAh) nicht dem entspricht, was dem Akku tatsächlich entnommen wurde (Wh).
Zudem gibt es keine Möglichkeit, diese Kapazität zu automatisiert zu nullen, wenn ein neu geladener Akku angesteckt wird, weil die Spannungslage am BEC immer gleich ist.
Ein-Ausschalter
Ein besonderes Feature stellt der Ein-Ausschalter dar. Mittels dieses Schalters kann der komplette Regler mitsamt BEC ein bzw. ausgeschaltet werden. Hierbei gibt es verschiedene Optionen, die auch eingestellt werden können. Man kann den beiliegenden Touch-Schalter nutzen, einen mechanischen Schalter (mit LED-Anzeigemöglichkeit) oder einen Magnetschalter bzw. bei Jeti zusätzlich noch den RC-Schalter. Ein Parallelbetrieb mit einer Centralbox oder einer anderen Weiche (z.B. Voltario T60) ist möglich, hier kann jedoch nur eine Stromversorgung genutzt werden. Die meiner Ansicht sicherste Möglichkeitist die über eine Weiche, da hier noch ein Backup-Akku mit angeschlossen ist. Daher muss der Plus-Pin des Schalter-Steuerkabels am IBEX-Regler ausgesteckt werden um eine nicht entkoppelte Doppelversorgung zu vermeiden. Der Anschluss der RC-Switch erfolgt dann über ein entsprechend modifiziertes V-Kabel.
Diese Feature ist besonders interessant für Scale-Modelle, denn so muss kein Schalter etc. am Rumpf montiert und keine Haube oder Klappe zum Ein- bzw. Ausschalten des Modells geöffnet werden.
Propeller-Positionierung
Wenn man Klapp-Propeller an seinem Modell nutzt können die Probleme nach dem Motorbetrieb beginnen, wenn ein Propellerblatt nach unten steht und bei der Landung Schaden nehmen könnte. Dies ist speziell bei Zweckmodellen kritisch. Bei Scalemodellen wird die Nase oft rot lackiert und hier ist die korrekte Positionierung des Props eine eher kosmetische Angelegenheit um den ebenfalls rot lackierten Prop am Modell quasi verschwinden lassen zu können.
Hierfür bietet der IBEX-Regler die Möglichkeit, die Propeller nach dem Betrieb in eine vordefinierte Position zu bewegen. Die Position selber wird durch einen Hall-Sensor festgelegt und einem Magneten am Propeller bzw. dem Mittelstück. Hier kann entweder der dem optionalen Hall-Sensor beigelegte Magnet verwendet werden oder wie auf dem Bild zu sehen ein in ein Schraubloch für den Spinner passender.
So sieht das dann am meinem improvisierten Prüfstand aus:
Zusammenspiel mit Akkuweichen
Sicherheit liegt vielen Piloten am Herzen, daher sind Akkuweichen heute in vielen höherwertigen Modellen zu finden.
Im Zusammenhang mit den IBEX-Reglern sind hier ein paar Kleinigkeiten zu beachten.
Jeti Centralboxen
Gerade bei Großmodellen ist die Centralbox ein häufig aufzufindender Kandidat. Hier ergibt sich bei der Verkabelung schon ein Steckerproblem. Die Centralboxen nutzen die 6-po. MPX-Stecker als Stromanschluss, der Regler bietet aber nur JR-Stecker an.
Die Kabel direkt an die Servoausgänge bzw. Telemetrieeingänge anzustecken wäre ein fataler Fehler und kann die Centralbox u.U. sogar zerstören. Hier muss also ein Adapter her. Dabei kann man entweder gewöhnliche Servokupplungen nutzen und beide Strompins der Zuleitung auf den MPX-Stecker löten oder man nutzt einen zweireihigen Pfostenstecker, lötet die Stromkabel dort an und verbindet sie mit dem MPX-Stecker.
Die beiden Signalpins vom Regler werden mit einer separaten Leitung herausgeführt und als 1-Pin Stecker für das Gas-Signal bzw. den Telemetrieeingang verwendet. Ich nutze hier - wie beim Regler auch) schwarze bzw. rote Steckergehäuse (geschlachtete Jeti-Bindingstecker) um eine Verwechslung im Modell zu vermeiden. Zur Sicherheit nutze ich noch auf GND einen zusätzlichen Crimp-Kontakt (auch vom Binding-Stecker), damit der Servostecker auch satt in der Buchse hält.
Voltario T60
Beim Voltario verhält sich die Sache etwas anders. Hier ist das Problem, dass am Primär-Akkueingang nur ein Steckverbinder zur Verfügung steht, der Regler aber 2 Kabel für die BEC-Stromversorgung anbietet. Allerdings sind auf der Platine des Voltario T60 noch Lötpads vorhanden, um ein zweites Kabel anschließen zu können.
Dazu muss aber der umlaufende Aufkleber vorsichtig entfernt werden, damit er später wieder Verwendung finden kann. Danach wird der Schrumpfschlauch vorsichtig entfernt. Die Lötpads sind deutlich zu erkennen Unterhalb der Bat1 Lötpads). Daran wird das zusätzliche Spannungsversorgungskabel angelötet (Polung beachten und vorher ausmessen). Das Signalkabel lasse ich durch den Voltario führen und befestige an dessen Ende (Länge richtet sich nach Einbausituation) auch eine rotes Servo-Steckergehäuse. Das Kabel kann mit einem winzigen Klecks Heißkleber auf der Platine fixiert werden. Nach dem Test kann die Platine wieder eingeschrumpft werden und der Aufkleber wieder vorsichtig aufgebracht werden. Hier bitte die Position der beiden LEDs beachten, die den aktuell aktiven Akkueingang anzeigen.
Damit ist eine Verkabelung wie im Bild unten zusehen mit Voltario T60 und einem REX-Empfänger problemlos möglich.
MAV-Manager
Wer keine Jetibox sein Eigen nennt und nicht das Jeti-System nutzt, kann den Regler auch mit dem sog. MAV-Manager einstellen, Telemetriewerte auslesen oder gar die Firmware ändern bzw. aktualisieren.
Die Software kann über die Hepf-Website heruntergeladen werden oder alternativ bei MavSense direkt.
Nach der Installation auf einem Windows-Rechner erscheint die Benutzeroberfläche.
Hier werden alle verfügbaren Geräte (i.d.R. ist das immer ein einzelnes) aufgelistet, sofern es korrekt verbunden und die richtige COM-Schnittstelle im Auswahlfeld unten rechts gewählt wurde.
Neben dem Gerätenamen wird auch die aktuelle Firmwareversion angezeigt. Zwei Schaltflächen bieten ein Firmware update oder die Konfiguration an. Hat man beispielsweise einen Regler mit Spektrum-Firmware kann man hier schnell auf die Allround-Firmeware wechseln. Nach Wahl von "Update", werden die Zur Verfügung stehenden Versionen angezeigt. Das Update selber ist in ein paar Sekunden erledigt.
Wählt man hingegen "Configure" gelangt man in das Einstellungsmenü und es können analog zur Jetibox alle relevanten Einstellungen getätigt werden oder man kann aktuelle Telemetriedaten auslesen.
Die Einstellfenster sind wie die Baumstruktur im Jetibox-Menü funktional unterteilt in Allgemeine Einstellunge, Motor-Einstellungen, Schutzeinstellungen sowie Telemetrie-Einstellungen.
Dadurch ist eine zügige Einstellung vor der Inbetriebnahme möglich, da zu diesem Zeitpunkt alle Relevanten Daten vorliegen sollten (Motortyp, Getriebe, BEC-Spannung etc.). Speziell die Einstellung über die Jetibox-Emulation in den Jeti-Sendern kann eine ziemlich zähe Geschichte werden, speziell dann, wenn mehrere Sensoren vorhanden sind und man schon Glück haben muss, in das gewünschte Sensor-Menü zu kommen.
Hier wäre es ein Segen für Jeti-Nutzer, wenn der wesentlich benutzerfreundlicher gestaltete Gerätemanager genutzt werden könnte.
Fazit
Mit der IBEX-Reglerserie ist Hepf ein ziemlich großer Wurf gelungen. Die Mezon-Gene sind irgendwie zu spüren, dessen Schwächen wurden aber gut kompensiert. Die Propeller-Positionierung ist speziell bei Zweckmodellen eine tolle Sache und verhindert zuverlässig, dass der Prop bei der Landung Schaden nimmt.
Bei der Telemetrie ist der Regler sprachlich breit aufgestellt und deckt einen großen Bereich ab. Lediglich bei der Strom- Kapazitätsmessung würde ich mir eine durchgängige Lösung wünschen bzw. Alterntiv noch eine eingebaute BEC-Strommessung (inkl. kompensierter Kapazität). Dies wird aber vermutlich nicht ohne höherwertigen Mikrocontroller möglich sein, weil die Analogeingänge rar gesät sind.
Durch das breite Spektrum von 55 - 155A Strom sind sowohl kompakte Einbauten für enge Rümpfe denkbar wie auch praktische Lösungen mit integrierten Befestigungslaschen wie bei meinem 115er Regler. Auch der Spannungsbereich von 2-12s Lipo sollte alle gängigen Anwendungsfälle abdecken.